Im Jahr 2020 beschloss der Bürgermeister von Warschau auf Initiative von Einwohner*innen und lokalen NROs, das Warschauer Klimapanel zu organisieren. Mit der Durchführung des Prozesses wurden drei NROs beauftragt: Civis Polonus Foundation, Field of Dialogue Foundation und Shipyard Foundation.
Die Organisator*innen wählten nach dem Zufallsprinzip 18.000 Haushalte aus, die per Post eine Einladung zur Teilnahme an dem Panel erhielten. Die Empfänger*innen der Einladung konnten eine (mindestens 15 Jahre alte) Person aus ihrem Haushalt auswählen, die an den Sitzungen des Panels teilnehmen sollte. Aus den 337 Personen, die auf die Einladung reagierten, wählten die Organisator*innen eine Gruppe von 90 Teilnehmer*innen aus. Diese endgültige Gruppe repräsentierte die Warschauer Bevölkerung - Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Alters und Bildungsniveaus.
Wie funktioniert es?
Aufgrund der Coronavirus-Pandemie fanden alle Sitzungen online statt. Die Bewohner*innen trafen sich fünfmal. Es gab ein Auftakttreffen, zwei Bildungstreffen und zwei beratende Treffen. Bei den Bildungstreffen sprachen Expert*innen aus den Bereichen Umweltschutz und Energiepolitik mit den Diskussionsteilnehmer*innen über Umweltprobleme und mögliche Lösungen für die Stadt. In den Beratungssitzungen diskutierten die Teilnehmer*innen über Empfehlungen an die Stadtverwaltung und stimmten darüber ab. Die Stadt wird jede Empfehlung umsetzen, die von mindestens 80 % der Teilnehmer*innen des Rates unterstützt wird.
- Video über das Warschauer Klimapanel
- Gerät zum Anschauen des Videos (Fernseher/Laptop/Projektor) mit Internetanschluss
- Fotos mit Urlaubszielen - zur Präsentation oder ausgedruckt
Hauptziel:
- Die Schüler*innen lernen am Beispiel des Warschauer Klimapanels, wie man mitentscheidet.
Ausführliche Ziele:
- Die Schüler*innen lernen, was Mitbestimmung/Beteiligung ist und warum sie in der Demokratie wichtig ist.
- Die Schüler*innen lernen eine spezifische Methode der Beteiligung kennen - die Bürger*innenversammlung.
- Die Schüler*innen diskutieren Themen auf Klassen- oder Schulebene, die sie in Entscheidungsprozesse einbeziehen möchten und planen den Entscheidungsprozess?
TEIL I (45 Min.)
1. Führen Sie die Schüler*innen in das Thema ein (2 Min.)
Sagen Sie ihnen, dass sie Möglichkeiten diskutieren werden, wie die Bürger*innen in die Entscheidungsfindung in der Demokratie einbezogen werden können. Überlegen Sie, was Demokratie wirklich demokratisch macht und identifizieren Sie Bereiche des schulischen/lokalen Lebens, in denen junge Menschen in Entscheidungen einbezogen werden könnten.
2. Erklären Sie den Schüler*innen, dass die Gruppe jetzt eine wichtige Entscheidung treffen muss (5 Min.)
Die Gruppe kann eine Woche an einem Urlaubsort verbringen, völlig kostenlos - aber sie müssen sich als Gruppe für einen Ort entscheiden. Stellen Sie 4 mögliche Optionen vor:
- Hotel am Meer - bequem, aber sicher keine ruhige Gegend.
- Wanderung in den Bergen - für diejenigen, die die Natur und körperliche Aktivität lieben und nicht viel Komfort brauchen.
- Hütte im Dorf - weit weg von der Zivilisation, gutes lokales Essen, nichts für Partygänger.
- Großstadttour - Ein Besuch in Paris. Die attraktivsten Museen, Sehenswürdigkeiten und Attraktionen stehen auf dem Programm.
Sagen Sie den Teilnehmer*innen, dass sie 3 Methoden der Entscheidungsfindung anwenden werden - am Ende werden sie sie diskutieren, um herauszufinden, was die Vor- und Nachteile jeder einzelnen Methoden sind.
3. Drei Arten der Abstimmung (10 Min.):
a) Durch Rufen - auf ein Signal hin rufen alle den Namen des Ziels. Sie als Trainer*in entscheiden, welches Ziel Sie am deutlichsten gehört haben. Aber Sie können auch das Ziel wählen, das Sie am Anfang oder am Ende gehört haben.
b) Durch Abstimmung - Bitten Sie die Teilnehmer*innen, die Hand zu heben oder die Nummer des Ziels aufzuschreiben, das sie gewählt haben. Zählen Sie die Stimmen und geben Sie bekannt, welches Ziel gewählt wurde.
c) Durch Diskussion - teilen Sie die Schüler*innen in kleine Gruppen (3-4 Personen) ein. Es ist wichtig, dass sich innerhalb einer Gruppe Personen befinden, die im vorherigen Schritt für unterschiedliche Ziele gestimmt haben. Sagen Sie den Schüler*innen: "Bitte teilt euch gegenseitig mit, welche Bedürfnisse und Erwartungen ihr an das Urlaubsziel habt, versucht euch gegenseitig zuzuhören und entscheidet euch für ein Reiseziel, das die meisten Bedürfnisse erfüllt und für die ganze Gruppe in Ordnung ist." Sie haben 5-7 Minuten Zeit für die Diskussion.
Optional: Wenn Sie mehr Zeit haben, können Sie die letzte Phase in mehreren Schritten durchführen. Nach der Diskussion in den Kleingruppen können Sie die Gruppen zusammenlegen und Sie sollten das Gleiche noch einmal tun, aber in einer größeren Gruppe. Der letzte Schritt ist, dass die ganze Gruppe sich für ein Ziel entscheidet.
4. Fassen Sie die Aktivität zusammen (15 Min.):
Fragen Sie die Gruppen, ob sie in der Lage waren, sich gemeinsam für ein Reiseziel zu entscheiden. Wer hat eine einvernehmliche Entscheidung getroffen? Was waren die Argumente, die Euch geholfen haben, die Bedürfnisse der anderen zu verstehen und Eure Präferenz zu ändern? War es leicht oder schwer, von der ersten Wahl abzurücken? Wäre es in einer realen Situation ebenso leicht, auf Eure erste Wahl zu verzichten? Und warum?
Fassen Sie kurz die drei Arten zusammen:
a) Rufen - Hier wird eine Entscheidungsfindung ohne festen Rahmen oder Regeln simuliert, bei der die Person gewinnt, welche die meiste Kraft oder das meiste Gespür hat. Diese Entscheidungsfindung simuliert Macht, z.B. ist eine Person aufgrund ihres großen Unternehmens in der Lage Politiker*innen in ihren Entscheidungen zu beeinflussen oder zu korrumpieren um eigene Interessen des Unternehmens durchzusetzen. Es ist auch vergleichbar mit einer Situation, in der zwei oder mehr Seiten in einem ständigen Kampf um etwas - Land oder Ressourcen - stehen.
b) Abstimmungen sind ein beliebtes Mittel zur Entscheidungsfindung, das oft mit Demokratie gleichgesetzt wird. Eine Abstimmung bedeutet jedoch nicht, dass ein Land oder eine Institution als demokratisch angesehen werden kann (z. B. Nordkorea, Belarus oder andere autoritäre Länder, in denen Wahlen und Abstimmungen stattfinden).
c) Diskussion - Die dritte Möglichkeit bestand darin, jene Entscheidungswege zu simulieren, bei denen interessierte Personen die Möglichkeit hatten, sich direkt am Prozess zu beteiligen, ihre Bedürfnisse und Ideen zu äußern, zu diskutieren und sich direkt einzubringen - Sie werden sich bald auf eine dieser Methoden konzentrieren.
Bitten Sie die Teilnehmer*innen, in Zweiergruppen oder einzeln über die Vor- und Nachteile der zweiten (Abstimmung) und dritten (Diskussion) Methode der Entscheidungsfindung zu diskutieren. Sie erhalten 7 Minuten Zeit, um die Vor- und Nachteile beider Methoden aufzuschreiben.
Fassen Sie die Vor- und Nachteile der beiden Methoden zusammen - Sie können sie an der Tafel/am Flipchart oder online aufschreiben.

Erklären Sie den Schüler*innen, dass Demokratie sehr oft mit Wahlen in Verbindung gebracht wird, aber derselbe Akt des Wählens macht die Gesellschaft oder die Institutionen nicht demokratisch. Dies wird in totalitären Ländern deutlich, die vollständig kontrollierte Wahlen durchführen, um ihr Regime zu rechtfertigen; aber auch in traditionell demokratischen westlichen Ländern können wir sehen, wie kleine Gruppen von Unternehmen und Medienbesitzer*innen die öffentliche Meinung manipulieren und beeinflussen können. Viele Menschen sind von der Demokratie enttäuscht, weil sie das Gefühl haben, dass ihre Stimme nicht zählt und dass alle wichtigen Entscheidungen von den Machthabern getroffen werden.
Eine Lösung für diese Krise der Demokratie besteht darin, die Bürger*innen stärker in den Entscheidungsprozess einzubeziehen - diese Methoden nennen wir Bürger*innenbeteiligung, tiefe Demokratie oder demokratische Innovationen. Ihre Idee ist es, direktere Methoden der Entscheidungsfindung in unsere Gesellschaft aufzunehmen.
5. Präsentation (7 Min.)
Kurze Erklärung der Teilhabe. Erklären Sie den Schüler*innen die folgenden Begriffe:
- Partizipation - im weitesten Sinne bedeutet dies die Einbindung der Person in das Leben der Gruppe, der Gemeinschaft, das gemeinsame Tun für das Gemeinwohl.
- Bürger*innenbeteiligung - Einbeziehung der Bürger*innen in die Entscheidungsprozesse der öffentlichen Institutionen (Schule, Kommunalverwaltung, Land).
- Demokratische Innovationen sind alle Methoden, die eine Bürger*innenbeteiligung ermöglichen - Methoden, die es den Bürger*innen erlauben, an Entscheidungsprozessen auf öffentlicher Ebene teilzunehmen.
Erklären Sie den Schüler*innen, dass das Hauptziel der Partizipation darin besteht, den Bürger*innen Einfluss auf Themen zu geben, die sie betreffen. Sie ist eine Antwort auf die Situation, dass große Gruppen von Menschen von echten demokratischen Prozessen ausgeschlossen sind oder sich darauf beschränken, nur alle paar Jahre zu wählen.
Fragen Sie die Schüler*innen:
- Wie verstehen Sie den Einfluss auf öffentliche Angelegenheiten? Ist es möglich, dass normale Bürger*innen einen solchen Einfluss haben können?
- Kennen Sie Beispiele für Bürger*innenbeteiligung/demokratische Innovationen? Haben Sie jemals an solchen Aktivitäten teilgenommen?
Geben Sie den Schüler*innen einige Beispiele für demokratische Innovations-Methoden - Konsultationen, Bürger*innenhaushalt, Bürger*innenversammlung - haben Sie schon davon gehört? Sie könnten Beispiele für diese Methoden aus Ihrer lokalen Gemeinschaft zeigen (Schüler*innenrat in der Schule, Bürger*innenhaushalt in der Stadt, offene Konsultationen im Park in der Mitte Ihrer Stadt - um zu zeigen, dass diese Methoden den Schüler*innen nahe sind).
Es ist wichtig, konkrete Beispiele aus Ihrem Umfeld zu zeigen, um den Schüler*innen zu verdeutlichen, dass Bürger*innenbeteiligung und demokratische Innovationen ihnen nahe stehen und leicht anzuwenden sind. Sagen Sie ihnen, dass sie im zweiten Teil der zweiten Lektion ein Beispiel genauer untersuchen werden.
TEIL II (45 Min.)
6. Kurze Erinnerung (5 Min.)
Wenn Sie diese Aktivität in zwei Teile aufteilen - erinnern Sie die Schüler*innen kurz daran, was Sie im ersten Teil besprochen haben - die Erfahrungen mit den drei Methoden der Entscheidungsfindung, was Partizipation und demokratische Innovationen sind.
7. Videovorführung (7 Min.)
Sehen Sie sich gemeinsam eines der Videos an, die praktische Beispielefür demokratische Innovation zeigen (Bürger*innenversammlung)
8. Kurze Zusammenfassung des Films (5 Min.)
Fragen Sie die Schüler*innen, wie er ihnen gefallen hat, wie die Bürger*innenversammlung funktioniert hat? Erklären Sie, was eine Bürger*innenversammlung ist und zeigen Sie die einzelnen Schritte des Prozesses.
9. Bitten Sie die Schüler*innen, in Zweiergruppen zu diskutieren (7 Min.)
- Was sind die Stärken und Schwächen dieser Methode?
- Erhöht diese Methode den Einfluss von Bürger*innen auf wichtige Entscheidungen, die in der Stadt getroffen werden? Warum oder warum nicht?
Fassen Sie die Diskussion in Paaren zusammen und listen Sie Vor- und Nachteile der Methode auf.
- Wie kann diese Methode den Einfluss der Bürger*innen auf wichtige Entscheidungen erhöhen?
- Glaubt ihr, dass es möglich ist, diese Methode bei einigen Themen in unserer Schule/Gemeinde anzuwenden?
10. Die Axt der Meinung (10 Min.)
Bitten Sie die Schüler*innen, die Aussagen zu beantworten, indem sie sich auf die Linie stellen, bei der ein Ende "ja" und das andere Ende "nein" bedeutet - dazwischen gibt es ein Spektrum, so dass man sich irgendwo dazwischen stellen kann, wenn man nicht völlig zustimmt oder nicht zustimmt.
Wenn Sie online arbeiten oder nicht genug Platz im Raum haben, können Sie einfach Zahlen von 1 (starkes Nein) bis 10 (starkes Ja) verwenden.
Lesen Sie die folgenden Sätze vor und bitten Sie die Schüler*innen, ihre Meinung zu zeigen, indem sie sich an die richtige Stelle stellen:
- Ich habe einen echten Einfluss darauf, wie meine Schule funktioniert.
- Ich habe einen echten Einfluss darauf, wie meine Stadt/Nachbarschaft funktioniert.
- Ich habe einen realen Einfluss darauf, wie mein Land funktioniert.
Geben Sie nach jedem Satz etwas Zeit, um auf der Linie zu stehen. Dann können Sie einige Schüler*innen fragen, warum sie ihre Position gewählt haben (bitten Sie insbesondere um eine Erklärung, wenn einige Schüler*innen extreme Punkte gewählt haben).
Fassen Sie zusammen: Es ist nicht leicht, das Gefühl zu haben, dass die eigene Stimme gehört wird, und dass man in großen Gruppen wirklich etwas bewirken kann. In manchen Schulen ist es nicht einmal möglich, in einem großen Raum zu diskutieren, da es zu viele Schüler*innen gibt. Deshalb brauchen wir partizipative/demokratische Innovationsmethoden, die darauf abzielen, den Einfluss der Bürger*innen zu stärken. In unserer Schule oder auf lokaler Ebene können wir solche Prozesse vorschlagen und initiieren.
11. Welche Themen sind für dich wichtig? (7 Min.)
Individuelle Reflexion - Bitten Sie die Schüler*innen, über die drei wichtigsten Themen nachzudenken, die ihnen wichtig sind. Dabei sollte es sich um Themen handeln, bei denen sie sich eine stärkere Beteiligung an den Entscheidungsprozessen wünschen oder bei denen sie generell der Meinung sind, dass junge Menschen eine stärkere Stimme haben sollten.
Sie können die unten abgebildete Tabelle an einer Tafel oder mit einem virtuellen Hilfsmittel wie einem Jamboard erstellen. Bitten Sie die Schüler*innen, ihre Antworten jeweils auf Post-its und in die rechte Spalte zu schreiben (ein Thema auf einer Karte).
Lesen Sie die folgenden Sätze vor und bitten Sie die Schüler*innen, ihre Meinung zu zeigen, indem sie sich an die richtige Stelle stellen:
Schule/Klassenstufe vs Lokale Ebene
Kategorisieren Sie die Antworten der Schüler*innen, indem Sie ähnliche Antworten zusammenfassen, um zu sehen, ob es einige Themen gibt, die der Großteil der Gruppe gemeinsam hat.
Fassen Sie alle Themen zusammen und konzentrieren Sie sich dabei auf diejenigen, die beliebt sind.
12. Wählen Sie gemeinsam mit den Schüler*innen ein oder mehrere Themen aus,
die für sie wichtig sind und bei denen sie der Meinung sind, dass in diesem Fall etwas für die Jugendbeteiligung getan werden kann (Sie können dies im Schnellverfahren tun).
Diskutieren Sie in Gruppen (10 Min.) - Wie können Jugendliche stärker in die Entscheidungsfindung zu diesem Thema einbezogen werden?
Denkt über mögliche, realistische Lösungen nach, die sich auf den Kontext eurer Schule oder Gemeinde beziehen (z. B. Thema Schulregeln - Wir können offene Diskussionen in der Schule führen; wir können Online-Konsultationen durchführen und dann die Ergebnisse mit dem Schulleiter und den Lehrern besprechen, wir können der Schulleitung bitten, eine Bürger*innenversammlung zu diesem Thema in unserer Schule abzuhalten, usw.).
Die nächsten Schritte könnten darin bestehen, eine der Ideen auszuwählen, die ihr für am realistischsten und effektivsten haltet, sie Schritt für Schritt zu planen und mit der Umsetzung zu beginnen!
13. Fassen Sie die gesamte Schulung zusammen
Erinnern Sie die Schüler*innen kurz an die Aktivitäten, die wichtigsten Begriffe - Partizipation und demokratische Innovation, Bürger*innenversammlung, Idee einer echten Demokratie, die darauf abzielt, dass die Stimme aller Personen gehört wird und wichtig ist. Bitten Sie die Teilnehmer*innen, eine Sache zu nennen, die für sie interessant/anregend war.